Wer in der Schweiz lebt, kommt um Steuern nicht herum. Im Kanton Aargau ist das nicht anders. Aber was bedeutet es genau, wenn von Tarifen und Steuerfüssen die Rede ist? Wie unterscheiden sich
die Gemeinden untereinander? Und warum lohnt es sich, genauer hinzuschauen, wenn man eine neue Wohnung sucht oder eine Firma gründet? In diesem Text tauchen wir ein in die Welt der aargauischen
Steuern und entdecken, dass hinter den scheinbar trockenen Zahlen spannende Geschichten stecken.
Zuerst einmal zur Basis: Steuern sind die wichtigste Einnahmequelle für Gemeinden, Kantone und den Bund. Damit werden Schulen, Strassen, Spitäler, Kulturangebote und viele weitere öffentliche
Aufgaben finanziert.
Im Aargau basiert das Steuersystem auf zwei wichtigen Grössen. Die Tarife bestimmen, welcher Prozentsatz des Einkommens oder Vermögens grundsätzlich zu versteuern ist. Die Steuerfüsse wiederum
sind Multiplikatoren, die Gemeinden und der Kanton individuell festlegen. Sie bestimmen, wie hoch die tatsächliche Belastung ausfällt.
Ein einfaches Beispiel hilft beim Verständnis: Der Kanton legt einen Grundtarif fest. Eine Gemeinde entscheidet sich für einen Steuerfuss von 110 Prozent. Das bedeutet, dass die Steuerzahler in
dieser Gemeinde zehn Prozent mehr zahlen, als der Grundtarif alleine ergeben würde.
Warum aber diese Unterschiede? Jede Gemeinde hat unterschiedliche Aufgaben, Bedürfnisse und Rahmenbedingungen. Eine Stadt wie Aarau muss andere Ausgaben bewältigen als ein kleines Dorf auf dem
Land. Diese Unterschiede spiegeln sich letztlich im Steuerfuss wider.
Im Vergleich zur gesamten Schweiz liegt der Kanton Aargau im Mittelfeld, was die Steuerbelastung betrifft. Bei den Einkommenssteuern für natürliche Personen gehört der Aargau weder zu den günstigsten noch zu den teuersten Kantonen.
Innerhalb des Kantons gibt es jedoch erhebliche Unterschiede. Der Steuerfuss kann zwischen etwa 75 Prozent in Gemeinden wie Oberrohrdorf oder Küttigen und über 130 Prozent in strukturschwächeren Regionen schwanken.
Wer seine Steuerbelastung optimieren möchte, achtet daher genau darauf, wo er oder sie wohnt. Allerdings sollte man nicht nur auf den Steuerfuss schauen. Auch die Grundstückpreise, die
Lebensqualität, das Verkehrsangebot und die Nähe zum Arbeitsplatz sind wichtige Faktoren, die in die Entscheidung einfliessen sollten.
Neben den Gemeindesteuern erhebt der Kanton Aargau selbst ebenfalls Steuern. Der kantonale Steuerfuss liegt derzeit stabil bei 112 Prozent. Das bedeutet, dass die kantonale Steuerlast gegenüber dem Grundtarif um zwölf Prozent erhöht wird.
Die Höhe des kantonalen Steuerfusses wird vom Grossen Rat, dem Parlament des Kantons, festgelegt. Politisch ist dieser Wert nicht unumstritten. Bürgerliche Parteien setzen sich häufig für eine
Senkung ein, um den Aargau als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen. Linke Parteien hingegen warnen davor, dass Steuersenkungen auf Kosten der öffentlichen Dienstleistungen gehen
könnten.
Jedes Jahr im Herbst entscheiden die Gemeinden über ihren Steuerfuss für das kommende Jahr. Entweder wird dieser an der Gemeindeversammlung oder vom Gemeindeparlament beschlossen.
Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Einerseits müssen die geplanten Ausgaben berücksichtigt werden, etwa für neue Schulhäuser, die Sanierung von Strassen oder steigende
Sozialhilfekosten. Andererseits wird geprüft, welche Einnahmen zu erwarten sind und welche finanziellen Reserven zur Verfügung stehen.
Auch politische Überlegungen fliessen in die Entscheidung ein. Ein möglichst tiefer Steuerfuss kann die Attraktivität der Gemeinde erhöhen und neue Einwohner anziehen. Allerdings darf das nicht dazu führen, dass notwendige Investitionen auf der Strecke bleiben.
Ein gutes Beispiel ist die Stadt Baden. Sie kann sich dank einer starken Wirtschaftsstruktur einen vergleichsweise tiefen Steuerfuss leisten. Kleinere Gemeinden im Wynental dagegen kämpfen oft
mit knapperen Kassen und entsprechend höheren Steuerfüssen.
Im Aargau richtet sich die Steuerlast für Privatpersonen nach dem steuerbaren Einkommen und dem steuerbaren Vermögen.
Das System ist progressiv aufgebaut. Das bedeutet, dass der Steuersatz mit steigendem Einkommen zunimmt. Wer mehr verdient, zahlt also nicht nur absolut mehr Steuern, sondern auch prozentual einen höheren Anteil.
Zur Veranschaulichung: Geringe Einkommen bis etwa 15'000 Franken werden nur sehr leicht besteuert. Ein Einkommen von 100'000 Franken wird merklich belastet, bleibt jedoch noch im moderaten
Bereich. Wer mehr als 300'000 Franken verdient, erreicht einen hohen Grenzsteuersatz.
Diese Progression dient dem sozialen Ausgleich. Stärkere Schultern sollen mehr tragen als schwächere.
Für detaillierte Informationen zu den aktuellen Tarifen und Steuerfüssen im Kanton Aargau besuchen Sie bitte die offizielle Webseite des Kantonalen Steueramts: Tarife und Steuerfüsse – Kanton
Aargau.
Kantonales Steueramt
Departement Finanzen und Ressourcen
Sektion Natürliche Personen
Tellistrasse 67
5001 Aarau
Tarife und Steuerfüsse sind weit mehr als trockene Zahlen. Sie erzählen eine Geschichte über wirtschaftliche Stärke, gesellschaftliche Prioritäten und politische Entscheidungen.
Wer sich mit dem Thema beschäftigt, versteht besser, wie Gemeinden funktionieren und warum bestimmte Orte schneller wachsen als andere. Besonders im Aargau, wo die Unterschiede zwischen den
Gemeinden deutlich spürbar sind, lohnt sich ein genauer Blick auf die Steuerpolitik.
Nicht zuletzt kann die richtige Wahl des Wohnorts oder des Firmensitzes auch finanziell erhebliche Auswirkungen haben.